„Je älter der Wein, desto besser ist er.“ Das ist ein wohlbekannter Satz. Doch stimmt er? Wie verändern sich Weine über die Jahre und wann sollte man welchen Wein genießen? Diese Fragen zur Jahrgangstiefe wollen wir in diesem Beitrag klären.
Warum schmeckt jeder Jahrgang anders? Das hat zwei Gründe.
Einerseits bekommt der Wein seinen Charakter natürlich durch die Traubensorte, seine Herkunft und Machart, aber eben auch durch den Jahrgang selbst. Denn das Klima prägt den Wein jedes Jahr aufs Neue ganz unterschiedlich. Durch Hitze- und Trockenperioden, aber auch nasse und kalte Sommer wird die Traube und somit ihre Qualität und Quantität geprägt. Das Wetter hat Einfluss auf Zucker, Säure, Gerbstoffe und auch den Fruchtextrakt. Es gibt die Möglichkeit im Keller die Weine ein wenig „anzupassen“, sie zu Cuvéetieren oder auch Reinzuchthefen einzusetzen, um einen möglichst ähnlichen Geschmack zum Vorjahr zu erzielen. Doch das ist nicht unser Ziel. Wir möchten die Natur einfangen und sowohl unsere Heimat, aber eben auch die Einzigartigkeit jedes Jahrgangs präsentieren. Daher vergären wir alle Weine spontan, das heißt mit den Hefen, die sich natürlich auf den Trauben, in der Luft und der Umgebung befinden.
Ein zweiter Grund, warum jeder Jahrgang anders schmeckt, ist die Lagerung. Der Wein verändert sich über die Jahre in der Flasche und entwickelt teilweise ein ganz neues Gesicht. Doch welche Weine sollte man frisch trinken, welche lagern? Welche eignen sich für eine Verkostung von Jahrgangstiefe?
Exkurs: Welche Weine kann man auch noch nach Jahren trinken?
Ein wichtiger Punkt um zu entscheiden, ob ein Wein auch nach vielen Jahren vermutlich noch schmackhaft ist, ist der Herstellungsprozess. Auch in der Weinbranche geht der Trend zu einer ganzheitlichen Perspektive, welche die Techniken der postindustrialisierten Landwirtschaft in Frage stellt. So wie Greta uns an das global warming erinnert, erinnert die slow wine Bewegung an einen bewussteren Umgang und Weg Wein herzustellen. Denn je mehr Zeit der Wein im Fass, aber dann auch in der Flasche hat, bevor er im Glas des Weinliebhabers landet, desto höher ist seine Lagerfähigkeit, desto stabiler ist er.
All unsere Weine werden biodynamisch, also mit dem Zyklus der Natur hergestellt und brauchen daher ihre Zeit. Von der Rebe auf den Tisch ist dabei nicht unser Ansatz. Selbst unsere Gutsweine haben den ganzen Winter Zeit, sich im Fass wohlzufühlen und ihren ganz eigenen Charakter zu entwickeln. Unsere Orts-, Lagen- und auch alle Rotweine dürfen es sich sogar noch länger in unserm Keller gemütlich machen. Das gibt sogar unseren Einstiegsweinen die Güte noch über Jahre hinweg getrunken zu werden. Trotz der aufkeimenden slow wine Bewegung, sind es immer noch die wenigsten Weingüter, die ihrem Wein so viel Zeit und Freiheit lassen. Ein Punkt, der unsere Arbeit manchmal zwar schwerer und langwieriger macht, sie aber andererseits auch auszeichnet. Und vielleicht steckt auch ein bisschen Greta in uns, Weinfreunde darauf aufmerksam zu machen, dass Wein auch Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Naturverbundenheit bedeuten kann.
Wie schmecken die verschiedenen Jahrgänge nun?
Der neue Jahrgang, aktuell ist das der 2022er, ist immer noch sehr frisch und fruchtig. Er ist sozusagen lebendig und daher etwas unausgereifter und in diesem Hinblick noch nicht ganz ausbalanciert. Er wirkt spritzig, trinkig und unbeschwert.
Nach circa einem Jahr nach der Füllung (aktuell 2021) sind die Weine bereits wesentlich ausbalancierter und mineralischer. Die Säure und Süße sind besser eingebunden und harmonischer. Die fruchtbetonten Aromen sind nun weniger spritzig, aber alles in allem intensiver im Geschmack.
Je älter der Wein wird, also zwei Jahre plus (aktuell 2020), desto besser ist er in Balance. Die Frische und Frucht treten in den Hintergrund, die Mineralik und teils kräutrige Noten kommen hervor. Der Wein wirkt breiter und schlicht runder.
Wie verkostet man die Jahrgangstiefe?
Am besten nehmt ihr euch ein wenig Zeit und genügend Gläser zur Hand. Bei unserem Jahrgangsverkostung Rieslingpaket haben wir drei Jahrgänge für euch vorbereitet, die eine jahrgangstiefe repräsentieren. Stellt euch also drei Gläser nebeneinander und schenkt euch etwas ein.
Der erste Eindruck ist natürlich optisch. Betrachtet ihr die Farbe, werdet ihr feststellen, dass der Wein mit dem Alter intensiver in der Farbe wird.
Auch der Duft, den ihr nach dem Schwenken in der Nase habt, wirkt von frisch bis intensiv und kompakt.
Zuletzt zeigt der Geschmack ein ähnliches Bild auf: Ist der 2022er noch frisch, säurebetont und spritzig, wirkt der 2021er schon mineralischer. Vergleicht man hierzu nun den 2020er wird man bemerken, dass die Frische und rassige Säure in den Hintergrund tritt und man einen wunderbar runden Wein erlebt.
Es gilt also nicht immer, dass alter Wein besser ist als junger. Denn kommt der Wein zu schnell auf die Flasche kann er instabil sein und bereits nach einem Jahr unrund und teils fad schmecken. Wir geben unseren Weinen daher Zeit alles aus der Natur mitzunehmen und es euch lecker verkleidet im Glas zu präsentieren. Begebt euch auf die Spuren der Jahrgangstiefe, lasst euch von den Jahrgängen begeistern und erlebt unsere Einzelstücke der Natur.